Mit der Zeit, in den vielen Begegnungen mit Retailern, Hotels, Privatresidenzen und auch im Online-Bereich, habe ich ein tiefes Verständnis dafür entwickelt, wie unterschiedlich Menschen Outdoor-Teppiche wahrnehmen – und wie stark diese Wahrnehmung von kulturellen, regionalen und ästhetischen Prägungen beeinflusst wird.
Da ich in der Schweiz lebe und mein Unternehmen heute in Andermatt geführt wird, bewege ich mich täglich zwischen drei Welten – der Deutschschweiz, der französischen Schweiz und dem Tessin. Jede dieser Regionen hat ihre eigene Farb- und Designkultur. Genau diese Unterschiede haben meine Arbeit anfangs enorm geprägt und gleichzeitig zu einem wichtigen Lernprozess geführt.
⸻
Drei Regionen, drei Geschmäcker – und ein Produkt, das überall funktionieren muss
Deutschschweiz: Zurückhaltend, neutral, sicher

In der Deutschschweiz herrschen Outdoor-Möbel in Schwarz, Anthrazit und Grautönen vor. Die Menschen leben und denken farblich sehr neutral und sehr vorsichtig. Schon ein Teppich mit einem minimalen, kaum sichtbaren hellblauen Streifen – ein Blau, das stark mit Grau gemischt war – konnte für Irritation sorgen. Nicht weil der Teppich „gewagt“ war, sondern weil Farbe in diesem Markt kaum präsent ist. Beige und Sandfarben gelten hier bereits als „mutig“.
Diese Zurückhaltung ist tief verankert, und entsprechend stark war die Reaktion auf Designs, die ein wenig aus diesem Raster fallen.
Tessin: Sonne, Mut und italienische Leichtigkeit

Im Tessin ist die Situation komplett anders: Farbe wird geschätzt, Wärme wird gewünscht, und ein Hauch Italien-Flair gehört einfach dazu. Teppiche, die in der Deutschschweiz zu mutig wirken, sind hier oft genau richtig.
Französische Schweiz: Eigen, geschmackvoll, anders interpretiert

Die französischsprachige Schweiz wiederum bewegt sich in einer ganz eigenen Ästhetik – etwas kreativer, offener, dekorativer. Es sind andere Farbwünsche, andere Kombinationen, andere Atmosphären gefragt.
⸻
Learning by Doing – und manchmal auch Learning by Pain

Als ich meine ersten Kollektionen fertigen ließ, hatte ich nicht die Option, ein Muster oder ein Stück zu bestellen. Ich musste direkt größere Mengen produzieren – 50 Teppiche in verschiedenen Größen. Ich habe sie gekauft, gelagert, präsentiert und wieder verladen, bin durch die Schweiz gefahren, von Projekt zu Projekt, von Showroom zu Showroom.
Es war eine Zeit voller Investitionen, Unsicherheiten und unendlich viel Arbeit.
Ich musste:
• Designs testen
• Materialien vergleichen
• Größen bestimmen
• individuelle Lookbooks erstellen
• Kundenerfahrungen sammeln
• Feedback einordnen
• Regionen verstehen
Jeder Schritt kostete Geld, Zeit und manchmal auch Nerven.
Es gab Momente, in denen ich am liebsten alles hingeschmissen hätte.
Aber ich bin drangeblieben.
Denn ich wusste, dass der Weg richtig ist.
⸻
Wer weltoffener ist, sieht mehr – und kauft anders
Was ich sehr deutlich gelernt habe:
Kunden, die viel reisen oder einen Wohnsitz in Italien, Spanien oder Ibiza haben, sehen Farben anders. Sie sind es gewohnt, dass textile Gestaltung lebendig ist.
Diesen Menschen musste ich meine Teppiche nicht erklären.
Sie sahen sofort das Potenzial, verstanden das Design, liebten die Farbigkeit und kauften auch mutigere Stücke.
⸻
Nicht auf andere hören – sondern auf das eigene Gefühl

Wenn ich auf die Meinungen anderer gehört hätte, hätte ich vieles von dem, was heute funktioniert, niemals umgesetzt.
Produkte entstehen nicht durch Diskussionen, sondern durch Überzeugung.
Wer zu viel fragt, rutscht in einen Strudel, aus dem man kaum wieder herauskommt.
Im Premiumsegment gilt das noch viel stärker.
⸻
Heute: Eine klare Kollektion, starke Partner und wachsende Nachfrage
Heute arbeite ich:
• mit guten Retailern zusammen
• mit Hotels, die meine Produkte einsetzen
• mit Privatkunden, die meine Teppiche in Residenzen nutzen
Wir haben Erfahrungen gesammelt, Designs verfeinert, Größen perfektioniert und eine Kollektion geschaffen, die in allen drei Landesteilen funktioniert – aber nicht beliebig ist.
Die Nachfrage wächst, die Qualität überzeugt, der Content wird stärker, und mein Markenauftritt ist heute klar, hochwertig und wiedererkennbar.
Ich bin dankbar, dass ich durchgehalten habe.
Denn eines hat sich bestätigt:
Von nichts kommt nichts.

Man muss an seine Idee glauben – und dann jeden Tag dafür arbeiten.




